Grippewelle: Krankenhäuser stoßen an Kapazitätsgrenzen

Viele Pflegekräfte krank - Intensivbetten gefragt

Durch die anhaltende Grippewelle spitzt sich die Lage in den Krankenhäusern im Landkreis zu. „So etwas haben wir hier noch nicht erlebt“, sagt Werner Hampe, Sprecher des Klinikums Hersfeld-Rotenburg. „Die Belastungsgrenze ist erreicht.“

Von den 600 Betten im Klinikum und den Akutbetten im Herz-Kreislauf-Zentrum (HKZ) seien seit Wochen alle belegt. Am Klinikum waren sowohl die Intensivstation als auch die Innere Medizin am Dienstag abgemeldet. Es konnten keine neuen Patienten aufgenommen werden. Mittlerweile sind die Stationen wieder geöffnet. Die Intensivstation im HKZ ist allerdings weiter abgemeldet. „Die Kapazitäten sind erschöpft“, sagt Hampe. Auch das Personal bleibe nicht verschont. „Rund zehn Prozent, also etwa 150 von 1500 Mitarbeitern, sind erkrankt“, sagt Hampe. Dass Krankenhausbetten in ganz Hessen derzeit Mangelware sind, verschärft die Situation zusätzlich. Die Kliniken im Landkreis werden von Krankenhäusern im Umland angefragt. Selbst aus Frankfurt gab es Anfragen, weil Patienten dort nicht mehr aufgenommen werden konnten. Hampe spricht von einem „absurden Patiententourismus“, der sich aktuell in Hessen abspiele. Auch das Kreiskrankenhaus Rotenburg stößt wegen der Grippewelle an ihre Kapazitätsgrenze. Jede fünfte Pflegekraft ist in der vergangenen Woche selbst wegen Grippe ausgefallen. Das Haus war bis unters Dach belegt, sagt Geschäftsführer Frank Alemany. Deshalb musste man die Bettenzahl um 20 Prozent senken und hat planbare Behandlungen verschoben. Auch die zehn Intensivbetten waren voll belegt, eine Anfrage für ein Bett kam sogar aus Wiesbaden. Bis Anfang nächster Woche rechnet Alemany mit einer Entspannung der Lage. Engpässe gibt es inzwischen auch bei den Blutspendediensten.

Hintergrund

192 Grippe-Fälle im Landkreis Bundesweit sind in der Grippesaison 2017/18 bereits 165 000 Menschen an Grippe erkrankt, 358 starben. Hessen zählt bis heute etwa 166 000 Influenza-Fälle. Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wurden insgesamt 192 und damit fast dreimal so viele wie im vergangenen Jahr gemeldet. Allerdings ist das Gesundheitsamt von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Der Höhepunkt der Grippewelle ist laut Robert-Koch-Institut erreicht. Und tatsächlich sind die Zahlen auch im Landkreis rückläufig: Hier zählt das Gesundheitsamt für die laufende Woche bislang „nur“ 15 Fälle – im vergangenen Monat waren im Schnitt 50 Patienten pro Woche erkrankt. (mol)

Die Grippewelle sorgt bundesweit für einen Rückgang an Blutspenden. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schlägt Alarm: „Die Lage ist derzeit sehr angespannt, wir haben keine Vorräte mehr“, sagt Stefanie Fritzsche, Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes Baden-Württemberg/Hessen, das auch die Krankenhäuser im Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit Blutkonserven versorgt. „Momentan haben wir acht Prozent weniger Blutspenden, als wir benötigen“, sagt Fritzsche. Bislang könne das DRK aber noch alle Krankenhäuser mit frischem Blut versorgen. „Bei uns die Blutversorgung gesichert“, bestätigte Werner Hampe, Sprecher des Klinikums Bad Hersfeld-Rotenburg. Auch im Rotenburger Kreiskrankenhaus (KKH) komme es bislang nicht zu Lieferschwierigkeiten, wie KKH-Geschäftsführer Frank Alemany berichtet. Zwar musste laut DRK-Sprecherin Fritzsche noch keine Operation wegen Blutkonservenmangels verschoben werden. Sie appelliert aber gerade jetzt an gesunde Menschen, Blut zu spenden. 1386 haben schon gespendet Auf die Menschen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sei Verlass, betont Fritzsche. „Bei der jüngsten Blutspende im Landkreis, am Dienstag in Bad Hersfeld, waren die Menschen sehr fleißig“, sagt die DRK-Sprecherin. Von 111 Spendewilligen durften 95 tatsächlich spenden. In diesem Jahr haben beim DRK landkreisweit an 15 Terminen bereits 1386 Menschen Blut gespendet. Das sei im Vergleich zu den Vorjahren ein normaler Wert. Die Grippewelle habe in Hersfeld-Rotenburg also bislang noch nicht zu einem Rückgang geführt. „Rund um Ostern wird’s allerdings traditionell kritisch, weil viele Spender verreisen.“ Hinzu komme die Grippewelle, die dafür sorgen könnte, dass in den kommenden Wochen Engpässe entstehen. Denn wer eine fiebrige Erkältung hat oder Antibiotika einnimmt, darf die folgenden vier Wochen kein Blut spenden. Größter Bedarf bestehe bei der Blutgruppe 0. „Vor allem 0 mit Rhesusfaktor negativ ist gefragt, da diese Blutgruppe universalverträglich ist“, so Fritzsche. Nur sechs Prozent in Deutschland haben diese Blutgruppe. „Da normalerweise nur blutgruppengleich transfundiert wird, weil sonst lebensbedrohliche Abwehrmechanismen erfolgen könnten, ist die Blutgruppe 0 Rhesus negativ sozusagen der Joker“. Ab 22. März wird wieder gespendet Das sind die nächsten Blutspende-Termine des Deutschen Roten Kreuzes iim Landkreis Hersfeld-Rotenburg:
Donnerstag, 22. März: Hohenroda, Bürgerhaus Ausbach, Dorfplatz 4, von 15.45 bis 19.45 Uhr
Freitag, 23. März: Bebra, Berufliche Schulen, Auestraße 30, von 15.45 bis 20 Uhr
Freitag, 23. März: Rotenburg, Bürgersaal, Poststraße 17, von 16 bis 20 Uhr
Dienstag, 27. März: Haunetal, DGH Rhina, Wetzloser Straße 29, von 17.30 bis 21 Uhr
Weitere Termine gibt es im Internet unter: www.blutspende.de

Hier finden Sie den Bericht aus der Hersfelder Zeitung vom 15.03.2018