Durchblutungsstörungen

Die Schlagadern sind Gefäße, die das nährstoffreiche und von der Lunge mit Sauerstoff angereicherte Blut unter dem Pulsieren des Herzschlages in Organe und Gewebe leiten. Bei zunehmender Einengung der Schlagadern werden Organe bzw. Beine oder Arme nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Durchblutungsstörung ist die Folge einer fortschreitenden Schlagaderverkalkung (Arteriosklerose). Fette und Kalk werden in die Arterienwand eingelagert und die Arterie allmählich verschlossen. Blutgerinnsel, die bei solchen Verkalkungen entstehen, können auch einen plötzlichen Gefäßverschluss hervorrufen. Schlaganfall und Herzinfarkt sind die bekanntesten Folgen einer Durchblutungsstörung, denn empfindliche Organe wie Herz und Gehirn benötigen viel Sauerstoff. Bei Durchblutungsstörungen der Beine ist charakteristisch, dass die Beschwerden erstmals bei besonderer Belastung (schnelles Gehen, rasches Treppensteigen) bemerkt werden und beim Stehenbleiben rasch wieder nachlassen. Diese typische Gehbehinderung hat zur Bezeichnung Claudicatio intermittens geführt. Umgangssprachlich exsistiert auch der Begriff Schaufensterkrankheit. Die Beinmuskeln sind unterversorgt, so entstehen typischerweise krampfähnliche Schmerzen. Erst bei langem und ausgeprägtem Bestehen von Durchblutungsstörungen entstehen bleibende Schäden am Gewebe (z. B. Raucherbein), diese Entwicklung ist medizinisch in den meisten Fällen zu verhindern.

Risikofaktoren

Alter, Diabetes mellitus, Rauchen, hoher Blutdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, hohes Cholesterin und Stress.

Stadieneinteilung der Durchblutungsstörung der Beine

Stadium I
Es bestehen Verengungen der Arterien, aber noch keine Beschwerden.

Stadium II
Mit dem Schmerz signalisiert die Muskulatur, dass sie unter Sauerstoffmangel leidet. Beim Gehen wird sie stärker beansprucht, braucht mehr Sauerstoff und muss entsprechend besser durchblutet werden. Durch die verengten Arterien ist dies aber nicht möglich, es kann nicht soviel Blut fließen wie benötigt wird. Der Patient tut so, als bleibe er nur stehen, um in ein Schaufenster zu sehen und versucht so seine Erkrankung zu verheimlichen.

Stadium III
Ruheschmerzen in den Füßen treten besonders nachts auf, wenn die Beine hochliegen.

Stadium IV
Bei weiterem Fortschreiten der Erkrankung entstehen Geschwüre und es kommt zu einem Absterben des Gewebes. Kann ein ausreichender Blutfluss nicht wieder hergestellt werden, ist im schlimmsten Fall sogar eine Amputation notwendig.

Der akute Gefäßverschluss

Plötzlicher Schmerz, Blässe, Pulslosigkeit, Schwäche, Gefühllosigkeit, Erschöpfung. Jede Minute ist kostbar, Notarzt anrufen. Hier kommt es darauf an, dass verschlossene Gefäß schnellst möglich wieder zu öffnen.

Was können sie selbst gegen Durchblutungsstörungen der Beine tun?

Eine fortgeschrittene Arteriosklerose kann man nicht mehr rückgängig machen, aber man kann ihre weitere Entwicklung verlangsamen oder vielleicht sogar stoppen. Der Schlüssel hierfür ist die Bekämpfung der Risikofaktoren (Rauchen, hoher Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Diabetes, Übergewicht). Es wird hier nicht nur die Durchblutungsstörung der Beine positiv beeinflusst, sondern auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gesenkt. Bewegen Sie sich viel, gehen Sie häufig zu Fuß. Intensives und regelmäßiges Gehtraining kann mehr bewirken als manches Medikament. Im frühen Stadium bilden Gehtraining und spezielle Gymnastik die Grundlage der Behandlung; das Programm sollte mit Ihrem Arzt abgestimmt sein. Die Bewegung führt unter anderem zur Bildung neuer Blutgefäße, die einen verstopften Gefäßabschnitt umgehen und die Muskulatur wieder mit Sauerstoff versorgen können. Die Schmerzen nehmen ab, die mögliche schmerzfreie Gehstrecke wird manchmal verlängert. Bei Ruheschmerzen oder wenn schon Gewebe untergegangen ist, kommt das Bewegungstraining nicht mehr infrage

Behandlung

Liegt ein Verdacht auf Arterienverkalkung vor, wird Sie der Hausarzt zum Gefäßchirurgen überweisen. Wir beginnen bei einer körperlichen Untersuchung mit dem Tasten der Pulse und der Messung des Blutdruckes an Armen und Beinen. Dann folgt meistens eine Ultraschalluntersuchung/Dopplersonographie. Besteht der Verdacht auf eine fortgeschrittene Durchblutungsstörung, wird eine Darstellung der Gefäße mit Kontrastmittel (MRT oder Angiographie) erforderlich. Anhand der Untersuchungsergebnisse können wir entscheiden:

  1. Eine Behandlung ohne Operation mit Einstellung der Risikofaktoren, Gehtraining und einer medikamentösen Therapie Thrombozyten-Aggregationshemmer (z. B. ASS und Clopidogrel) sowie durchblutungs-fördernde Substanzen (z. B. Cilostazol). Natürlich stehen auch wirksame Schmerzmittel und Medikamente zur Infektionsbehandlung (Antibiotika) zur Verfügung.
     
  2. Eine Katheterbehandlung mit Aufdehnung einer Schlagader mit einem Ballon (Ballondilatation): Dies ist eine der nicht-operativen Standardmethoden, bei der über eine Gefäßpunktion in der Leiste mit einem Ballonkatheter das Gefäß extrahiert und damit der Engpass beseitigt wird. Zusätzlich kann ein Drahtröhrchen (Stent) eingesetzt werden, um einen erneuten Verschluss zu verhindern.


    Wiedereröffnung der verschlossenen rechten Beckenschlagader (A) mit Ballonkatheter und Stent (B). 
     
  3. Die operative Behandlung: Es besteht die Möglichkeit, eine verengte oder verschlossene Arterie operativ wieder zu erweitern, oder eine Umleitung um die Engstelle oder den Verschluss zu legen (Bypass-Operation). Diese Methode kommt in Betracht, wenn bei dem Patienten ein Stadium III (Ruheschmerzen) oder Stadium IV (Gewebeuntergang) vorliegen bzw. wenn nur noch eine kurze schmerzfreie Gehstrecke (Stadium II b) vorhanden ist. Diese operativen Verfahren hängen von vielen Faktoren ab: Ausmaß der Erkrankung, Sitz der Gefäßverengung, Allgemeinzustand des Patienten.
     
  4. Kombinationtherapie mittels Ballonkatheter und operativem Verfahren: Bei Patienten mit Mehretageneinengungen bzw. Verschlüssen können wir den Ballonkatheter und das operative Verfahren verwenden. Zum Beispiel bei einem Patienten mit einem Verschluss im Bereich der Leistenschlagader und einer Einengung im Bereich der Beckenschlagader können wir eine operative Behandlung der Leistenschlagader in gleicher Sitzung mit einer Ballonkatheterdilatation der Beckenschlagader durchführen.

     
    Die Verengung im Aufzweigungsbereich der Bauchschlagader (A) wird mit Ballonkathetern (Kissing balloons) geweitet (B) und ein freier Blutstrom (C) wiederhergestellt.
     

Egal ob ein operatives oder nicht operatives Verfahren angewendet wird, hängt der langfristige Erfolg einer therapeutischen Behandlung wesentlich davon ab, wie konsequent Sie gegen Ihre Risikofaktoren vorgehen. Wie lange nämlich ein Gefäß offen bleibt, wird weitgehend vom Fortschreiten der Arteriosklerose bestimmt.




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Dr. med. (syr) Amer Jomha
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Gefäßchirurgie


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