Martin Ködding übergibt den Staffelstab an Rolf Weigel

Nach über 34-jähriger Tätigkeit trat Martin Ködding am 30. Juni seinen letzten Tag als Geschäftsführer des Klinikums Bad Hersfeld an. Im Rahmen zweier Abschiedsfeiern am 3. und 6. Juli übergab er die Verantwortung für das kommunale Gesundheitsunternehmen Klinikum Hersfeld-Rotenburg an seinen Nachfolger Rolf Weigel, der bereits am 1. Juli sein neues Amt angetreten hatte. Die Dopplung der Veranstaltung war nötig geworden, da unter Corona-induzierten Abstands- und Personenbeschränkungen nur jeweils maximal 100 Gäste in den Audimax der Modellschule Obersberg geladen werden konnten.

Mitarbeiter, Freunde und Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesundheit waren zur Feierlichkeit erschienen. Dr. Michael Koch, Landrat des Kreises Hersfeld-Rotenburg und zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, würdigte die langjährige, erfolgreiche Arbeit Köddings: „Ich sage Ihnen, auch im Namen der Bürger des Landkreises, herzlich Danke für Ihre visionäre und überaus engagierte Arbeit. Sie haben in den vergangenen drei Jahrzehnten das Gesicht des Klinikums und auch der Gesundheitsversorgung in der Region deutlich geprägt. Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute, vor allem viel Gesundheit für Ihre weitere Zukunft. Herrn Weigel wünsche ich einen guten Start im Klinikum Hersfeld-Rotenburg und viel Erfolg und Freude bei seiner neuen Aufgabe.“

Unter der Führung von Martin Ködding entwickelte sich das vormalige Kreiskrankenhaus mit acht medizinischen Disziplinen zum heutigen Klinikum Hersfeld und seinen Tochtergesellschaften: der Klinik am Hainberg, der Orthopädie Bad Hersfeld, dem Herz-Kreislauf-Zentrum Rotenburg mit insgesamt über 25 Kliniken und Fachabteilungen sowie einem eigenen Pflegedienst, einem Frühförderzentrum und einem MVZ mit mehr als 20 Facharztsitzen im Landkreis. Seine Amtszeit war geprägt von ständigem Wandel: zum einen durch sich permanent ändernde gesetzliche Rahmenbedingungen, zum anderen durch rasant fortschreitende Entwicklungen und Differenzierungen in der Medizin. In allen Phasen seiner Tätigkeit war es Köddings Motivation und Mission, ein möglichst umfassendes Versorgungsspektrum für die Einwohner des Landkreises vorzuhalten.

„Dies war nur möglich durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserem Eigentümer, also dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit seinen Gremien, allen Berufsgruppen im Unternehmen, den Krankenkassen und natürlich der Politik in Wiesbaden“, sagte Martin Ködding. „Rückblickend bin ich dankbar für die Möglichkeit, in den Gremien und Verbänden mitgewirkt haben zu können sowie für die Zusammenarbeit auf allen Ebenen und dem damit verbundenen Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen - etwas, was ich sicher vermissen werde. Mir hat es immer Spaß gemacht, Veränderungen anzupacken, neue Strukturen zu planen und auch zum Ziel zu bringen. Manchmal brauchte ich einen langen Atem und auch Hürden waren zu nehmen oder Rückschläge zu verkraften. Schlussendlich zählte aber immer nur das Ergebnis.“ 

Als Meilensteine seiner Tätigkeit würdigte Landrat a.D. Dr. Karl-Ernst Schmidt in seiner Laudatio unter anderem die Einführung der EDV-gestützten Patientendatenverwaltung, die Baumaßnahmen Bettenhaus Nord, Süd, Ost und des Funktionstrakts, die Überführung des Kreiskrankenhauses in eine GmbH sowie die Namensanpassung in Klinikum Bad Hersfeld mit einem neuen Corporate Design, die Übernahmen aus Insolvenz der Orthopädie und des HKZ-Rotenburg, die Übernahme des hessischen Landesbetriebs der Klinik am Hainberg sowie der Psychiatrie aus dem LWV Hessen, die Einführung eines Qualitäts- und Umweltmanagements mit anschließenden Zertifizierungen und der Bau eines Parkhauses am Seilerweg.

„Es ist nicht so leicht die richtigen Worte zu finden für ein Lebenswerk, das eine ganze Generation überspannt“, so Dr. Tobias Hermann, der nun gemeinsam mit Köddings Nachfolger Rolf Weigel die Doppelspitze in der Geschäftsführung bildet. Gefunden hat der medinizische Geschäftsführer diese schließlich in Ciceros „De officiis“: „[…]Ihr Lebenswerk, Ihr gesamtes Handeln, war durchdrungen von pflichtgemäßem Handeln. Moral und Tugenden sind für Sie nicht nur leere Hülsen,  vielmehr haben Sie diese stets mit Leben erfüllt, Sie haben diese verteidigt und waren deren Wächter in unruhigen Zeiten.“ Dass das Klinikum auch in den nächsten Jahren weiterhin unruhigen Zeiten entgegen gehen wird, darin ist sich Hermann sicher. „Ein wichtiger strategischer Baustein wird es sein, das Unternehmen so zu positionieren, dass es eine gute Gesundheitsversorgung in der Region bietet. Dabei müssen die beiden Maxime finanzielle Stabilität und kommunale Trägerschaft in Einklang miteinander gebracht werden. Eine Zentralisierung der Versorgungsstruktur und Kooperationen mit anderen Krankenhäusern oder niedergelassenen Ärzten werden in den nächsten Jahren sicherlich genauso wichtig werden, wie die Tatsache, dass mehr und mehr Behandlungen ambulant durchgeführt werden können.“

Landrat Dr. Koch, blickt ebenfalls dankend auf dessen Wirken: „Gemeinsam haben wir in den letzten Jahren viel erreicht und wir haben gemeinsam Weichen gestellt, damit das Klinikum Hersfeld-Rotenburg wettbewerbsfähig bleibt.“ Es wäre aber vermessen zu glauben, man könne mit dem Erreichten zufrieden sein. Nichts ist im Gesundheitswesen beständiger als der Wandel. „Darum werden wir gemeinsam mit dem neuen Geschäftsführer Rolf Weigel und Dr. Tobias Hermann zur strategischen Weiterentwicklung ein Zielbild erarbeiten und in unseren Gremien beraten“, erklärte Dr. Koch. Angesichts sinkender Patientenzahlen und einem immer schwierigeren Umfeld ließ Dr. Koch im anschließenden Gespräch keinen Zweifel daran, dass das Klinikum vor enormen Herausforderungen stehe, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Die wirtschaftlichen Probleme der meisten kommunalen wie privaten und konfessionellen Krankenhäusern, die Defizite verzeichneten und sich mit und schwierigen gesetzlichen Rahmenbedingungen herumzuschlagen hätten, machten auch um den Kreis Hersfeld-Rotenburg keinen Bogen. Vielmehr stünden schwierige Entscheidungen an, um das Klinikum für die Zukunft aufzustellen. 

„Das Klinikum Bad Hersfeld hat dennoch ein Riesenpotential. Zum einen dank der Menschen in der Region, die das Klinikum als ihr Krankenhaus wahrnehmen, das sie bestmöglich versorge,  und zum anderen die gut 3000 Mitarbeiter, die als ‚Markenbotschafter‘ fungieren können. Die Gewinnung und auch Bindung von sowohl qualifizierten als auch motivierten Mitarbeitern ist unser Auftrag. Nur gemeinsam ist eine innovative Strategie zu verfolgen. Die Mitarbeiter müssen diese Aufgaben zu ihren eigenen machen, dann haben wir unser Ziel im stetigen Veränderungsprozess erreicht“, sagte Rolf Weigel. „Ich freue mich darauf, diese Entwicklungen mitzugestalten.“

Auch im Rahmen der klinikinternen Abschiedsveranstaltungen blickten Prof. Dr. Markus Horn und ehemaliger Verwaltungsdirektor Heino Stange zurück auf das, was Köddings Arbeit am Klinikum Bad Hersfeld ausmachte. „Ich habe Sie als hervorragenden Strategen und Netzwerker mit ausgeprägten analytischen Fähigkeiten kennengelernt, der […] mindestens drei Züge vorausdenkt. Mit einer gewissen Freude am Pokern, niemals jedoch am Zocken“, so Horn. Stange, der zwischen 1996 und 2012  eng mit Ködding zusammenarbeitete, erinnert sich lachend an die Anforderung analytischer Fähigkeiten und Neugier in der Stellenanzeige von damals. „Als du, lieber Martin, mich einmal so lange von einem Messestand zum nächsten gezogen hast, bis wir auf dem Messegelände eingesperrt waren und über einen Zaun nach draußen klettern mussten, da musste ich wirklich über diese Anforderung an die Stelle schmunzeln.“ Kritisch blickt Horn ebenfalls auf die vor dem Leitungsteam liegenden Aufgaben der nächsten Jahre und betont Köddings Entscheidungen, den „besten Weg für das Krankenhaus gewählt zu haben“ und seine Bereitschaft, damit auch als Adressat von Unmut und Frust zu fungieren. Diesem Dank schloss sich Elke Kühnholz, Erste Kreisbeigeordnete Landkreis Hersfeld-Rotenburg, nur gerne an: „Immer waren Sie der ruhende Pol. Der Mensch, der nicht nur Geschäftsführer, sondern Freund ist. Derjenige, der seine eigenen Sorgen und Nöte stets hinten anstellen konnte und ein offenes Ohr für andere hatte. Danke.“

Martin Ködding bedankte sich in seinem Schlusswort bei allen Unterstützern, Beschäftigten und Weggefährten: „Vielen Dank für Ihre Unterstützung. Im Klinikum Hersfeld-Rotenburg arbeiten viele Menschen, die das gesamte Unternehmen im Blick haben und die sich neben ihrem fachlichen Können für die übergeordneten Belange engagieren. Dies hat uns und auch mir bei den unzähligen Entwicklungen der letzten Jahre immer gut getan. Ich wünsche mir, dass Sie Herrn Dr. Hermann und Herrn Weigel mit aller Kraft unterstützen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzen.“