Botulinumtoxin

Botulinumtoxin („Botox“), ein Protein des Anaerobiers Clostridium botulinum, ist eines der wirksamsten Gifte, die wir kennen. Es ist seit etwa 150 Jahren als Verursacher des Botulismus, einer systemischen Nahrungsmittelvergiftung, identifiziert. Die Entdeckung verdanken wir dem Mikrobiologen Emile Pierre-Marie van Ermengem aus Belgien (1897). Dieser prägte auch den Namen „Botulismus“ vom lateinischen Wort „botulus“ für Wurst, da seiner Beobachtung nach Vergiftungen typischerweise nach dem Verzehr von Wurstwaren auftraten. Botulinumtoxin hemmt die Übertragung von Nervenimpulsen an Muskeln. Der Muskel kann sich nicht mehr zusammenziehen und erschlafft. Eine folgenschwere Reaktion, die in der Medizin jedoch sinnvoll genutzt werden kann. Ende der 70er Jahre wurde Botuliumtoxin erstmals in den USA zu therapeutischen Zwecken beim Menschen zugelassen. Injektionen der Substanz in die äußeren Augenmuskeln hatten sich als nebenwirkungsarme Alternative zur operativen Schielkorrektur erwiesen. Vor allem aber die großen Erfolge bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen wie Lidkrampf, Schiefhals, Gesichtskrampf oder Spastik verhalfen Botulinumtoxin in den 90er Jahren zum Durchbruch als therapeutischen Wirkstoff. Heute ist die Substanz ein unumstrittenes Standardtherapeutikum und für eine Vielzahl von Erkrankungen zugelassen. Jedes Jahr wird das Behandlungsspektrum durch weitere Indikationen ergänzt. Botulinumtoxin wird von dem Bakterium Clostridium botulinum unter anaeroben Bedingungen produziert und hemmt die Übertragung von Nervenimpulsen an Muskeln. Hochgereinigt und in geringer Dosierung wird es therapeutisch bei verschiedenen Indikationen in der Medizin eingesetzt.

Zu den Krankheitsbildern, die wir behandeln, zählen:

  • muskulärer Schiefhals (Torticollis, zervikale Dystone)
  • übermässiges Schwitzen (Hyperhidrosis axillaris et palmaris)
  • Spastik und Zerebralparese
  • therapieresistenter Migränekopfschmerz
  • Lid- und Gesichtsverkrampfungen (Hemispasmus Fazialis und Blepharosmasmus)
  • übermässiger Speichelfluß (Hypersalivation)

Je nach Einsatzgebiet erfolgt die Injektion mit Ultraschallkontrolle oder EMG-gestützt.

Muskulärer Schiefhals (Torticollis, zervikale Dystonie)

Beim Schiefhals kommt es zu einer fehlgesteuerten Aktivierung bestimmter Muskeln im Hals- und Nackenbereich. Neben der Beeinträchtigung im Alltag und der Enstellung kommt es durch die anhaltende Anspannung der Muskulatur zu ausgeprägten Nacken- und Kopfschmerzen  Lange Zeit galt die Erkrankung als „psychogen“, da durch bestimmte taktile Reize, z.B. das Anlegen eines Fingers oder der Hand an das Kinn, die Symptome deutlich gebessert werden konnten. Da Medikamente die Symptome kaum bessern können, ist die Behandlung mit Botulinumtoxin-Injektionen die einzig wirksame Therapie.

Übermässiges Schwitzen (Hyperhidrosis axillaris et palmaris)

Auch eine sog. Hyperhidrosis (übermässiges Schwitzen) lässt sich durch die Injektion von Botulinumtoxin behandeln. Der Leidensdruck von Patienten mit diesem Krankheitsbild ist lange unterschätzt worden. Betroffene nehmen gravierende Maßnahmen in Kauf, um das massive Schwitzen in den Griff zu bekommen. V.a. an den Achselhöhen sind Botulinumtoxin-Injektionen schnell, einfach und erfolgreich durchzuführen. Auch die Anwendung in den Handflächen ist möglich. Der Effekt einer einmaligen Behandlung hält mit bis zu 6-9 Monaten sogar länger an als bei anderen Einsatzgebieten.

Spastik und Zerebralparese

Zur Behandlung der Spastik wir die Substanz bei Kindern und Jugendlichen nach frühkindlicher Hirnschädigung und bei Erwachsenen nach Schlaganfall eingesetzt. Ziel der Therapie ist es, den Circulus vitiosus der spastischen Bewegungsstörung zu durchbrechen. Durch die erhöhte Muskelanspannung kommt es zu einer Fehlstellung, bei Fortbestehen dieser zu einer Kontraktur. Diese verursacht starke Schmerzen, was wiederum durch eine Fehlinnervation der Nerven die Spastik selbst verstärkt. Eine Behandlung mit Botulinumtoxin kann diese Entwicklung verhindern, wenn rechtszeitig damit begonnen wird. Durch die Behandlung kommt es zu einer Schmerzreduktion und Pflegeerleichterung. Manchmal kann auch die Funktion der betroffenen Gliedmassen gebessert werden.

Migränekopfschmerz

Die schmerzlindernde Wirkung von Botulinumtoxin ist schon lange bekannt. Patienten, die wegen eines muskulären Schiefhalses behandelt werden, berichten regelmässig von einer begleitenden deutlichen Schmerzreduktion. Bei Migränepatienten, denen Botulinumtoxin zur Faltenreduktion injiziert worden war, beobachtete man einen massiven Rückgang der Migräneattacken. Dies führte dazu, das Medikament gezielt bei Patienten mit häufigen und schweren Migräneattacken einzusetzen. Die guten Erfolge, die dadurch in verschiedenen Studien erzielt werden konnten, führten mittlerweile zur Zulassung des Präparats zur Migräneprophylaxe.

Lid- und Gesichtsverkrampfungen (Hemispasmus Fazialis und Blepharospasmus)

Ein weiteres Indikationsgebiet betrifft Lid- und Gesichtsverkrampfungen. Diese sind durch unwillkürliche, d.h. nicht willentlich beeinflussbare, Verkrampfungen der mimischen Gesichtmuskeln im Augen -oder Wangenbereich gekennzeichnet. Folgen sind mimische Entstellung und bei lang anhaltenden Verkrampfungen eine Sehbehinderung des Betroffenen bis hin zur funktionellen Blindheit.

Übermässiger Speichelfluß (Hyperhidrosis)

Übermässiger Speichelfluß kann ein sehr belästigendes, die Lebensqualität einschränkendes Phänomen bei Parkinson-Syndrom und Patienten mit Schluckstörungen, z.B. nach Schlaganfall, sein. Eine Behandlung durch Medikamente in Tablettenform führt häufig nur zu unzureichender Reduktion der Symptome. Durch die Injektion von Botulinumtoxin in die Speicheldrüsen lässt sich gezielt, effektiv und sicher der erhöhte Speichelfluss reduzieren. Da Botulinumtoxin für diese Indikation keine Zulassung hat, muss individuell die Kostenübernahme bei den Versicherungsträgern beantragt werden.




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Neurologie


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