Handchirurgie

Die menschliche Hand ist ein extrem kompliziertes Instrument, das uns in seiner Funktionalität von allen anderen Lebewesen unterscheidet. In Alltag, Beruf, Freizeit und Sport ist der Mensch auf die Funktionsfähigkeit der Hand angewiesen.

Die Möglichkeit, den Daumen den anderen Fingern gegenüber zu stellen (Opposition), ermöglicht ein sicheres, kraftvolles Greifen. Die überproportionale Abbildung der Hand auf der Hirnoberfläche führt zu einer differenzierten Sensibilität und Feinmotorik. Eine komplexe Anatomie aus Knochen, Sehnen, Bändern und Gelenken, aber auch feinen und feinsten Blutgefäßen und Nerven stellt diese sicher. Verletzungen und Erkrankungen können zu schweren Einschränkungen führen.

Verletzungen der Hand
Knochenbrüche (Frakturen) an der Hand können oft konservativ behandelt werden. Ein ruhig stellender Gips, muss dabei so weit wie möglich nicht beteiligte Gelenke frei lassen, um nicht Bewegungsstörungen zu verursachen. Die Anlage eines korrekten Gipsverbandes an der Hand ist eine hohe Kunst. Größten Stellenwert hat die früh funktionelle Nachbehandlung durch die Ergotherapie.

Muss ein Knochenbruch operativ stabilisiert werden, stehen dafür spezielle Schrauben, Platten und Nägel zur Verfügung, die in Form und Dimension der besonderen Anatomie der Hand angepasst sind. Manche Frakturen bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel die Kahnbeinfraktur, die bei verzögerter Behandlung u.U. nicht heilt und eine schmerzhafte Pseudarthrose ausbildet.

Sehnenverletzungen bedürfen meist einer Naht. Die Technik ist aufwändig und muss gleichzeitig Stabilität und Beweglichkeit und Gleitfähigkeit sicherstellen. Auch hier ist die Ergotherapie in der Nachbehandlung unverzichtbar.

Besonders anspruchsvoll ist die Behandlung von Nervenverletzungen. Ziel ist es, sowohl die motorischen als auch die sensiblen Funktionen wieder zu erlangen. Die Nerven der Hand sind so fein, dass eine operative Rekonstruktion immer unter Vergrößerung durch Lupenbrille oder Mikroskop durchgeführt wird (mikrochirurgische Technik).

Nervenengpasssyndrome
Am bekanntesten sind das Carpaltunnelsyndrom (CTS) und das Sulcus ulnaris Syndrom (SUS). Beim ersteren ist der Nervus medianus (Mittelnerv) unter einem Band am Handgelenk, beim letzteren der Nervus ulnaris (Ellennerv) in seinem knöchernen Kanal am Ellenbogen eingeengt. Folgen können – vor allem nächtliche – Schmerzen, Taubheitsgefühl und sogar Lähmungen sein. Beim CTS macht sich das an Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger beim SUS an Ring- und Kleinfinger bemerkbar. Wichtig ist, dass die Diagnose von einem Neurologen durch Nervenmessungen bestätigt und in ihrem Ausmaß beziffert wird. Dann kann durch Wiederholung dieser Vermessung der Behandlungserfolg belegt werden.

Der betroffene Nerv wird dann im Rahmen einer Operation freigelegt (dekomprimiert) und im Falle des Nervus ulnaris auch manchmal verlagert. Eine Ruhigstellung der betroffenen Gelenkregion ist meist nur kurzfristig bis zur Wundheilung notwendig.

Arthrose der Hand
Verschleißerscheinungen an den Gelenken der Hand müssen sehr individuell betrachtet und behandelt werden. Liegt eine meist durch eine frühere Verletzung verursachte Arthrose des eigentlichen Handgelenkes vor, muss berücksichtigt werden, ob die Hand eher kräftig zupacken soll oder beweglich bleiben soll. Dem Handwerker wird man demzufolge eher zu einer Gelenkversteifung raten, anderen Menschen u.U. zu einer Handgelenksprothese. Auch bei Arthrose der Handwurzelgelenke ist eine Teilversteifung zielführend. Bei der häufigen Rhizarthrose, dem Verschleiß des sog. Daumensattelgelenkes ist es dagegen meist nur notwendig einen der kleinen Handwurzelknochen zu entfernen, um eine Beschwerdebesserung bei guter Funktion zu erreichen.

Notfallbehandlung
Eine Verletzung der Hand, auch eine vermeintliche Bagatelle, stellt immer einen Notfall dar. Gerade bei Sehnen- und Nervenverletzungen ist oft eine sofortige, operative Behandlung unumgänglich, um die Funktion dauerhaft zu erhalten. Die definitive Behandlung von Knochenbrüchen, auch hier manchmal in Form einer Operation, kann dagegen oft sorgfältig geplant und innerhalb der nächsten Tage durchgeführt werden.

Als Notfallpatient sind Sie in der Notaufnahme unserer Klinik immer bestens aufgehoben. Unsere Ärztinnen und Ärzte und unser speziell ausgebildetes Pflegepersonal sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr für Sie im Einsatz. Bitte bedenken Sie, dass die Notfallbehandlung aus medizinischen Gründen unterschiedlich dringlich sein kann und diese Umstände die Behandlungsreihenfolge bestimmen.